Dieses Artikel-Goldstück ist vom 23. Juli 2020
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Immer mal wieder bekomme ich dieses komische Gefühl im Bauch. Dass da irgendetwas hakt.
Zum Beispiel fiel bei mir mal die Entscheidung für eine große Kooperation, und nur wenige Stunden später lag ich, die weiße Zimmerdecke anstarrend, auf meinem Bett und überlegte, ob das wirklich die richtige war.
Sie verlangte von mir, dass ich aus meiner Komfortzone schreite, auf mehr als eine Art.
Aber recht schnell merkte ich, dass ich mir die falsche Frage stellte:
Es ging nicht darum, ob diese Entscheidung richtig oder falsch war.
Es ging darum herauszufinden, ob dieses Gefühl die blanke Angst davor ist oder meine Intuition, die mich vor einem Fehler bewahren will.
PSSST… DIESEN ARTIKEL KANNST DU DIR VON MIR AUCH VORLESEN LASSEN:
Meiner Intuition vertraue ich mittlerweile blind. Wir zwei sind wie siamesische Zwillinge. Wo sie hingeht, da geh auch ich hin. Es mag Momente geben, in denen ich sie nicht so gut hören kann, weil es um mich herum so laut und wuselig ist, aber sobald ich mir Raum zum Atmen nehme, höre ich sie klar und deutlich.
„Da lang!“, sagt sie, ohne auch nur einen Hauch Zweifel in der Stimme.
Und obwohl ich oft keinen Schimmer habe, warum und vor allem wohin sie mich führt – ich habe gelernt, ihr zu vertrauen. Weil sie mich noch nie im Stich gelassen hat.
Du kennst das sicher auch: dieses nagende Gefühl, wenn in Deiner Beziehung etwas nicht stimmt. Oder ein Mensch, den Du gut zu kennen glaubst, plötzlich nicht mehr ins Bild passt. Die Momente, in denen Du dem Gefühl nachgibst und einen Kunden sausen lässt, weil es sich einfach nicht richtig anfühlt.
Wie oft hat Dich dieses Gefühl schon betrogen?
Wir können es uns meist nicht wirklich erklären, aber irgendwie sorgt dieses Gefühl doch immer dafür, dass wir neue Wege beschreiten und uns hinterher gut damit fühlen.
Darin liegt auch der klare Unterschied zur Angst: Von unserer unbeliebten Bekannten „Angst“, die sich immer mal wieder versucht, dazwischen zu drängen, und ungefragt ihre Meinung in Dein Ohr quietscht, hören wir meist all die Horrorstories.
Aber auch hier gibt es zwei Typen von Angst.
Die eine, die uns einfach nur den Spaß verderben und auf der Couch liegen will, und die, die durchaus Berechtigung hat.
Ich meine, mal ehrlich… als ein zähnefletschender Pitbull auf Mexikos Straßen vor mir stand, war ich mehr als froh, dass mir meine Angst den Reflex zuschob, mal lieber flüchten zu gehen.
Genau darin liegt aber auch der Aspekt, der wichtig ist: Wenn ich auf meine Angst in Situationen höre, in denen Angst gut ist, dann bereue ich das nie. Ähnlich also wie meine Intuition ein sehr wertvolles Mitglied in meiner Clique. Sie ist die Superheldin, die mich aus richtig brenzligen Situationen befreit, und ich würde niemals ohne sie reisen wollen. Sie passt auf mich auf.
Dann gibt es da aber noch eine andere Sorte von Angst. Und die Momente, in denen Du Dein Leben grundlegend veränderst, waren und kommen in den wenigsten Fällen ohne sie aus.
Diese schwammige, oft leicht irrationale Angst.
Die Angst, zu versagen. Dumm zu wirken. Mich lächerlich zu machen.
Aber diese Angst ist in den meisten Fällen einfach nur ne faule Socke, die lieber mit den Chipskrümeln auf dem Pulli auf der Couch vor Netflix gammeln will, als auch nur einen Schritt raus aus der Tür und der Komfortzone zu machen. Ich kenn sie. Ich weiß genau, wie sie tickt.
Aber boah… die würde ich gerne mal aus dem Team schmeißen. Sie nervt mich ungemein. Aber wie es im echten Leben mit Menschen eben auch ist:
Wir können es uns nicht immer zu 100 % aussuchen, mit wem wir abhängen. Aber wir können immer zu 100 % entscheiden, wem wir unsere Aufmerksamkeit schenken.
In schwierigen Situationen versuche ich daher zu filtern, wer gerade auf mich einquatscht:
Angst oder Intuition – mein Filtersystem
Viele Menschen bleiben im Leben stecken. Nicht, weil es Wände gibt, die sie einsperren. Sondern weil sie sich – angeblich aus Angst – nicht mehr aktiv von der Stelle bewegen. (Und nennen sie dann verharmlosend Intuition.)
Aber ist sie das wirklich?
Seit etwa fünf Jahren ist folgende Frage mein allererster Checkpoint, wenn ich versuchen will, herauszufinden, was da an mir nagt. Ich versuche, rational an die Sache ranzugehen. Das lässt mich schon mal filtern, ob es sich hier um eine rationale Angst handelt, die ihre Berechtigung hat:
Was ist das schlimmste mögliche Ergebnis und wie wahrscheinlich ist es?
Der zähnefletschende Pitbull? Äh, eine Bisswunde. Relativ bis sehr wahrscheinlich. Lauf. weg. (In dem Fall kam ich übrigens nicht wirklich zu meinem Filtersystem. Da sprang zum Glück der Überlebensinstinkt ein. Auch wenn der Pitbull leider schneller war.)
Die Möglichkeit, mit einem Kunden reinzufallen, der mir irgendwie nicht ganz geheuer ist? Zeit in ein Projekt zu investieren und sie nicht wiederzubekommen? Möglich. Durchaus möglich. Hier versuche ich, eine Pro-und-Kontra-Liste zu erstellen aus allen Aspekten, die mir dieses Gefühl gegeben haben, und den positiven, die für das Projekt sprechen. Rational entscheide ich dann danach, welche Seite länger ist.
Mich für etwas, an dem ich wachsen kann, aus meiner Komfortzone zu bewegen? Dinge zu tun, die ich sonst nie tue? Hm… das Schlimmste, was mir passieren könnte, ist, mich dabei nicht wohlzufühlen. Ist nicht toll, keine Frage, aber geht vorbei. Bringt’s mich um? Nö.
Wie würde es sich anfühlen, wenn ich diese Situation meide – würde ich es bereuen?
Das ist mein Schaukelstuhltest, den ich – bewusst oder unbewusst – auch schon ein paar Jahre nutze. Dabei frage ich mich selbst:
Wie würde ich mich fühlen, wenn ich mit 80 im Schaukelstuhl auf meiner Veranda sitzen und an diesen Moment zurückdenken würde?
Würde ich mich dafür in den Popo beißen, vor dem Pitbull weggelaufen zu sein?
Hahaha… sicher nicht!
Würde ich überhaupt noch wissen, um welchen Kunden es ging?
Eher unwahrscheinlich.
Würde ich es bereuen, nicht aus meiner Komfortzone getreten zu sein?
Hier wird’s jedes Mal für mich knifflig, denn hier geht es zähneknirschend für mich an meinen Kern. Ich kann mich nun belügen und mir einreden, es kommt sicher noch mal eine Gelegenheit dafür. Aber ich bin oft ehrlich genug mit mir selbst, dass ich das nicht weiß. Vielleicht habe ich nicht den Luxus, diesen Schaukelstuhl zu erreichen. Vielleicht bietet sich eben keine Chance wie diese.
Tatsache ist, sie ist jetzt da. Und ja, in mehr Fällen als nicht würde ich es bereuen. Es gibt nichts Schlimmeres für mich als das: den Gedanken, später etwas in meinem Leben nicht getan zu haben, wenn ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte.
Wäre ich froh und erleichtert darüber, mit den Chipskrümeln gemeinsam auf der Couch geblieben zu sein?
Autsch. Sehr wahrscheinlich nicht.
Hält Dich Deine Angst klein oder sagt Dir Deine Intuition, was das richtige für Dich ist?
Wenn ich dann schon so tief in mir drin in der Wunde pule, kann ich mir auch gleich den Rest geben und die nächsten Fragen ehrlich beantworten:
Was gibt mir wirklich dieses unwohle Gefühl?
Spätestens, wenn ich „teste“, wie sich diese beiden Entscheidungen anfühlen würden, merke ich recht schnell, was mich ausbremst.
Ich weiß, wann ich eigentlich nur Angst davor habe, zu versagen, und wann ich merke, dass da etwas nicht stimmt. Ich weiß, dass ich manchmal sehr bequem sein kann. Ich weiß, dass ich mich viel häufiger selbst ausbremse als andere oder echte Gefahren.
Ich weiß auch, dass ich mich nicht länger im Leben ausbremsen lassen will.
Weder von mir noch von anderen.
Wachstum ist immer auch mit Wachstumsschmerzen verbunden.
Das ist eine Lektion, die ich in den letzten Jahren gelernt habe. Keine Entscheidung ist einfach, und keine kommt ohne Konsequenzen aus. Sie mögen manchmal anstrengend, unbequem, vielleicht sogar schmerzvoll sein – aber meine waren bisher vor allem eines: lehrreich.
Wenn Du Dich also mal wieder fragst, was Dich ausbremst und ob das, was Du da als Stimme in Deinem Kopf ständig dazwischen quatschen hörst, Angst oder Intuition ist, dann erinnere Dich an Folgendes:
Angst steckt in Deinem Kopf. Intuition kommt aus Deinem Herzen.
Haja, die liebe Angst! Ich mach das denk ich so ähnlich wie du.. wenn da ein Projekt oder ein neues Level auf mich zu kommt, von dem ich erst mal 2 Schritte zurück gehe, frag ich mich auch immer, warum ich das jetzt tue und wie es sich später anfühlen würde, mich da nicht Hals über Kopf hinein zu stürzen.
Macht dann auch richtig Spaß, wenn ihr ehrlich bin 😀
Alles liebe Dir!
Hanna
Jaa, genau so geht es mir auch.
Manchmal ist das dann wie eine Challenge in meinem eigenen Real-Life-Supermario-Spiel 😀
Das nächste Level wartet schon 😉
Liebe Grüße,
Carina
Guten Morgen Carina,
jetzt habe ich den Beitrag mal wieder zum 2. mal gelesen. Wie so viele deiner älteren Beiträge auch, die ich immer wieder regelmäßig noch mal durchlese.
Du gibst mir jedesmal zu bestimmten Fragen in mir drin eine Antwort, bevor ich selbst genau greifen kann was mich beschäftigt.
Angst spielt bei mir seit Monaten eine große Rolle in Bezug auf meine Selbstständigkeit. Ich bin schon lange Selbstständig, aber jetzt in dem Modus in dem ich die nächsten großen Schritte und Veränderungen machen muss. In dem ich einfach über meine Angst hinweg Entscheidungen treffen muss. Denn ich bin auch oft genug durch meine Angst gelähmt.
Mir hilft dieser Unterschied zwischen Angst und Intuition sehr. Je mehr ich schaue, ob ich mich einfach nur drücken will und mir die Chance, die das Leben mir bietet, selbst verbieten will, desto mehr finde ich heraus, was mich wirklich herausfordert. Dadurch habe ich jetzt schon einige Dinge verändert die mir im jetzt super gut tun.
Danke für deine Texte und Worte 🙂
Lieber Gruß
Verena
Also ich kann meiner Intuition nicht blind vertrauen. Sehr oft liege ich damit falsch. Manchmal aber auch genau richtig. Ich versuche inzwischen immer, wenn ich ein mulmiges Gefühl bei einer Sache habe, dieses Gefühl erstmal ernst zu nehmen, um dann die Situation zu hinterfragen. Das hat mich im Beruf schon oft gerettet oder eben "entwarnt" wenn es nicht weiter berechtig war. Und das kommt auch öfters vor.
Bei meinem letzten Urlaub in Marokko war ich mir zeitweise 100% sicher, dass die Autovermietung uns im Nachhinein Probleme machen wird und die Kaution nicht zurückzahlen wird (sie wollten uns keinen Beleg dafür ausstellen etc.). Da ich sehr unter Zeitdruck war, hatte ich keine Wahl und musste den Mietwagen dennoch nehmen. Tatsächlich hat aber alles bestens geklappt und man hat uns alles ohne Verzögerung zurückgegeben.
Auf die Intuition zu hören, ist ja auch Übungssache 🙂
Manche hören immer und überall auf das Bauchgefühl und kennen die unterschiedlichen Stimmen, in denen sie auftaucht.
Deine "Intuition" in Marokko war auch eine gute Mischung aus "Angst" über den Tisch gezogen zu werden, Misstrauen gegenüber der Autovermietung (vielleicht aus schlechten Erfahrungen heraus) und der Gefahr, draufzahlen zu müssen.
Aber die Sache ist ja auch: Dabei ging es "nur" um Geld, nicht wirklich um Dein Wohlbefinden. Es wäre sehr ärgerlich gewesen, aber wirklich geschadet hätte es Dir nicht.
Im Business und ganz besonders bei den Dingen, die vor allem (aber nicht nur) Frauen "Angst" machen, sind es emotionale Aspekte. Sichtbarkeit, Versagensängste, Demütigung… das wären traumatische Erlebnisse, vor denen viele Angst haben. Geld zu verlieren, ist natürlich auch eine davon, geht aber nicht unbedingt tief genug, um uns wirklich vom Starten abzuhalten – das sind dann doch die emotional getriggerten Ängste 🙂